Buntes Gemüse aus dem Wok ist eines meiner Lieblingsrezepte, für das ich hier endlich einmal ein wenig Werbung machen möchte. Mal mit Fleisch, mal ohne. Hin und wieder mit Tofu oder Ei. Mal mit chinesischen Nudeln gebraten, mal mit Basmati- oder Jasminreis als separater Beilage. Eigentlich ist das kein richtiges Rezept, eher eine Anregung, erfinderisch zu werden und zu kombinieren, was Garten, Gemüse- oder Supermarkt hergeben. Seit meine Kinder vor Jahren im Chinarestaurant gebratene Nudeln (anfangs „bitte mit ohne Gemüse“) für sich entdeckt haben, tobe ich mich regelmäßig im Wok kreativ aus.
Alles so schön bunt hier – Gemüse satt!
Immer dabei sind (Frühlings)zwiebeln, Ingwer und Knoblauch, Sesamöl und Sojasauce, meist auch Karotten und ganz viele frische Sojasprossen (die eigentlich Mungobohnensprossen sind, dazu unten noch ein kleiner Exkurs*). Wenn ich gut bin, habe ich letztere in einer Keimschale selber gezogen. Das braucht natürlich ein paar Tage Vorlauf. Dazu kommen je nach Saison diverse andere Gemüse, z. B. Paprika, Zucchini, Champignons, Spitzkohl oder Weißkohl, (Mini-)Pakchoi, Spinat, Blumenkohl, Lauch. Und der Witz dabei ist, dass manche dieser Gemüse, die zumindest die Kinder nicht so toll finden, in dieser bunten Mischung kommentarlos mitgegessen werden. Schuld ist vermutlich die knackige Art der Zubereitung (da wird nichts bis zur Unkenntlichkeit verkocht) und eben der asiatische Touch. Der stammt zum Teil vom frischen Ingwer, dem Sesamöl und der Sojasauce. Außerdem von den Gewürzen. Ich mache es mir dabei manchmal leicht und nutze eine gute asiatische Würzmischung, die z. B. Szechuanpfeffer, Chili, Kardamom, Zimt, Curryblätter, Sternanis und Nelken enthält. Am besten schaut man genau auf die Zutatenliste, was da so drin ist. Daran kann man sich auch gut orientieren, um selber mit den passenden Einzelgewürzen zu experimentieren.
Ich liebe dieses Kochen im Wok. Denn es beginnt damit, dass ich alles Gemüse putze und in kleine Scheiben, Streifen oder Würfel schneide. Die liegen dann (wie beim Fernsehkoch) fix und fertig und sehr appetitlich vor mir und wandern der Reihe nach in den Wok – die mit der längsten Garzeit (z. B. Karotten) zuerst, die mit ganz kurzer (z. B. Sprossen, Pakchoi) zum Schluss. So füllt sich der Wok nach und nach und die immer bunter werdende Mischung schreit geradezu danach, fotografiert zu werden. Manchmal rufe ich sogar die Familie zusammen, damit sie einen bewundernden Blick in den Wok werfen möge. So toll sieht das aus.
Soll Fleisch dabei sein, schmecken uns Bio-Hähnchen oder -pute am besten. Die schneide ich in kleine Stücke oder Streifen und mariniere sie mindestens eine halbe Stunde vorher in einer Marinade aus Sojasauce, Olivenöl und etwas Speisestärke. Ich brate die Fleischstücke immer in einer separaten Pfanne an. Man kann sie auch direkt mit in den Wok geben – das spart Spülkram; in einer separaten Pfanne gelingen sie mir aber besser. Auch die chinesischen Nudeln müssen kurz (2 – 3 Min.) in einem Extra-Topf kochen. Das Gleiche gilt für die Variante mit Reis als Beilage. Der braucht allerdings etwas länger. Daher setze ich den Reis schon auf, bevor das Gemüse in den Wok wandert.
Ist das ganze Gemüse drin, würze ich alles mit reichlich Sojasauce und Gewürzen oder besagter Gewürzmischung. Dann kommen das Fleisch und die Nudeln dazu und alles schmurgelt noch einmal kurz gemeinsam. Wer mehr Sauce möchte, löscht mit etwas Wasser ab. Nach „mehr Sauce“ schreien meine immer bei der Reisvariante.
Prima machen sich übrigens auch Erdnüsse oder Cashewkerne in der bunten Mischung. Aber am besten höre ich an dieser Stelle mal mit der Schwärmerei auf. Vielleicht ist euch sowieso schon das Wasser im Mund zusammen gelaufen und ihr habt Lust, kreativ zu werden. Ich weiß nicht genau, woran es liegt, aber beim Kochen im Wok, ergibt sich das irgendwie ganz von selbst. Ansonsten gibt es natürlich auch viele richtige Rezepte, die einem auf die Sprünge helfen.
*Sojasprossen oder Mungobohnensprossen?
Jahrelang habe ich im Asia-Shop frische Sojasprossen, lose verpackt, gekauft. Bis mich der nette Verkäufer neulich darüber aufklärte, das seien in Wahrheit Mungobohnensprossen. Aha. Das war mir nicht klar. Die Deutschen könnten das nicht richtig auseinander halten, meinte er lapidar. Peinlich, ich habe also zuhause ein wenig recherchiert und schnell diverse Veröffentlichungen zum Thema „falsche“ Sojasprossen, z. B. bei der BZfE gefunden. Offensichtlich gehe den Leuten der Begriff besser über die Lippen, heißt es auch bei Eatsmarter. Kein Wunder, denn selbst die Autoren dieses Warenkundeartikels erklären zu Anfang zwar, dass es sich um zweierlei handelt; im Folgenden benutzen sie dann aber konsequent die falsche Bezeichnung. Erbsenzählerei? Finde ich nicht, eher Verbraucherverwirrung, denn die frischen, knackigen Sprossen, die ich für meine Wokgerichte nutze und die ja auch in vielen Rezepten als Sojasprossen in der Zutatenliste stehen, sucht man im Bio- oder Supermarkt unter diesem Namen vergeblich. Weil es eben Mungobohnensprossen oder -keimlinge sind und das steht dann genau so auch auf dem Etikett. Echte Sojabohnensprossen gibt es bei uns stattdessen eher als Konserve bzw. im Glas, eingelegt mit diversen Zutaten, ein völlig anderes Produkt also…
Habe ich jetzt mehr verwirrt als aufgeklärt? Ich hoffe nicht. Beim nächsten Einkauf im Asien-Laden werde ich den Händler jedenfalls ausdrücklich dafür loben, wie frisch seine Mungobohnensprossen heute wieder sind. Von wegen, die Deutschen kennen den Unterschied nicht